Inka - Erst Pflegehund, dann Herzhund
Unsere Zeit als Pflegestelle begann, nachdem wir Freunde besucht hatten, die uns in langen Gesprächen davon überzeugen konnten, es auf jeden Fall zu versuchen. So begann unsere schöne Zeit im Tierschutz.
INKA - unsere vierte Pflegehündin - kam am 14. Dezember 2008 zu uns.
Sie wurde an einem kalten und regnerischen Tag abgeholt. Verängstigt, unsicher, völlig durchnässt und verschmutzt saß sie auf einem Hof am Ende der Welt. Sie hatte kein Halsband um.
Die Stahlkette mit der sie an das Geländer gekettet war, wurde ihr direkt um den Hals geschlungen und mit einem Karabiner gesichert. Schön eng, damit das kleine Köpfchen des Junghundes auch ja nicht herausrutschen konnte! Da war sie gerade mal 8 Monate alt.
Eigentlich sollte Inka eine Zuchthündin werden, aber irgendetwas stimmte nicht. Da war es besser, sie abzugeben. Und was kam da bei uns an??? Ein aufgewecktes und neugieriges schwarzes Fellbündel. Den Wohnzimmertisch hatten wir schon abgeräumt. Sie kannte das alles nicht und sprang darauf und inspizierte die Obstschale, marschierte auf dem Sofa herum und schnuffelte alles ab. Sie war so begierig, alles Neue aufzusaugen. Durfte endlich spielen und toben und wurde gestreichelt und geknuddelt.
Manchmal, wenn sie entspannt auf dem Boden lag, bemerkten wir, dass sie nicht ganz dicht hielt und einen kleinen See hinterließ. Und so war uns schnell klar, warum man sie nicht mehr haben wollte. Inkontinenz – für die Zucht nicht geeignet.
Am 31.12.2008 haben wir Inka röntgen lassen und dabei wurde festgestellt, dass sie schwer krank war. Es arbeitete nur noch eine Niere, und die auch nur noch zu 20 %. Die Harnleiter waren 6-7 Mal dicker als normal und nicht an der richtigen Stelle an die Blase angeschlossen. Das wird die Züchterin so genau nicht gewusst haben, denn die Untersuchung hätte ja Geld gekostet. Rausgeworfenes Geld in den Augen solcher Menschen.
Inkas Lebenserwartung schätzten die Tierärzte auf max. ein halbes Jahr ein. Eine OP kam von Seiten des Tierschutz-Vereins nicht infrage, denn sie hätte viel Geld gekostet und die Aussichten auf Erfolg waren nicht so rosig. Und so entschlossen wir uns als Pflegestelle, Inka bei uns zu behalten und ihr das bisschen Leben noch so schön wie möglich zu machen. Sie bekam nun Diätfutter und täglich eine Herztablette. Und damit haben wir INKAs Problem in den Griff bekommen.
Die Zeit mit Inka war anfangs manchmal schwierig, aber auch sehr, sehr schön. So ein lebenslustiges Mädel! Wenn sie durch den Garten fetzte, hatte man das Gefühl, sie platzt vor Freude. Sie sprang die Treppe hinauf und hinunter, ohne auf die Stufen zu achten. Wenn sie einen ansah, dann schmolz man sofort dahin. Sie hatte sich unserer Labrador Retriever-Hündin Luca sehr angeschlossen, und schlief mit ihr, mit sehr viel Körperkontakt, in einem Korb. Jeden Tag untersuchte sie Lucas Ohren, so lange, bis diese klitschnass waren. Inka entwickelte sich zu einem ganz normalen Junghund.
Doch dann kamen diese Gedanken. Oh je, jetzt kommen wir an die Grenze, die 6 Monate sind um. Wann wird es passieren? So ein Ultimatum war schon eine schreckliche Ansage. Aber Inka hatte es sich glücklicherweise anders überlegt und wollte ihr Leben noch ein wenig genießen.
Sie war so überschäumend lebenslustig, dass wir unser Herz schon lange an das Mädel verloren hatten und im März 2010 haben wir Inka dann ganz vom Verein übernommen. So durften wir mit ihr noch fast 3 Jahre zusammen toben und kuscheln.
Oft hat sie auf der Treppe gesessen und aus dem Fenster geschaut. Und wenn wir heimkamen, dann ist sie durch die Gegend geflitzt und war ganz aus dem Häuschen. Wenn wir zu Hause waren, dann war sie unser schwarzer Schatten.
Zuletzt wurden die Spaziergänge immer kürzer, oft musste sie sich ausruhen. Sie hat kaum noch etwas gefressen, bekam Schmerzen und hat leise gegrummelt, sobald sie sich hinlegte. Wir wussten, der Zeitpunkt war gekommen. Wir mussten Abschied nehmen.
Am letzten Tag ist Inka nicht mehr aufgestanden. Am 10. November 2011 kam die Tierärztin mit ihrer Sprechstundenhilfe am Abend zu uns nach Hause. Auch die beiden hatten Inka über die ganze Zeit sehr in ihr Herz geschlossen und es fiel ihnen nicht leicht. Unser ältester Sohn kam mit seiner Frau und unserer kleinen Enkelin, um von Inka Abschied zu nehmen. Ganz sanft ist Inka in meinen Armen eingeschlafen.
Viel zu jung musste sie gehen, aber es war schön und die richtige Entscheidung, dass wir Inka bei uns behalten haben. Unser Sonnenschein! Sie wird immer in unseren Herzen bleiben.